Der Reiz des Ursprünglichen

Unsere Gesellschaft befindet sich ständig im Wandel. Der Reiz des Ursprünglichen scheint einen starken Kontrast zu vielen Entwicklungen in der aktuellen Zeit darzustellen. Handgefertigte Keramik strahlt die Ruhe und Gelassenheit aus, mit der sie in unserer Fantasie gefertigt wurde. Doch gerade die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft ruft eine ganze Reihe solcher entschleunigender Trends hervor. Und hier reiht sich die Sternstunde der Keramik in eine ganze Reihe ähnlicher gesellschaftlicher Entwicklungen ein. Altes Handwerk wird in vielen Bereichen wiederentdeckt und neu interpretiert. Hier kann Keramik absolut punkten, denn natürlicher geht es kaum: Hergestellt aus dem was die Erde hergibt, zusammengebracht mit den anderen Elementen Wasser, Feuer und Luft entstehen ausnahmslos Einzelstücke.

Tisch- & Kochtrends im Einklang

Es ist anzunehmen, dass es den Keramik-Trend ohne die aktuellen Themen im bereich Food nicht geben würde. Eng verbunden ist er mit der Farm-to-Table-Bewegung. Diese findet ihren Ursprung in der US-amerikanischen Restaurantszene. Der Gedanke dahinter: Landwirtschaftliche Erzeugnisse schmecken umso besser je frischer sie zubereitet und verzehrt werden. Die Bewegung spricht sich gegen lange Transportwege für Lebensmittel aus, denn der Transport bedeutet Einbußen für die Frische und infolgedessen auch für den Geschmack der Lebensmittel. Und ein regionales Essen, vielleicht sogar auf dem eigenen Garten oder dem Stadtgarten nebenan, wirkt und schmeckt eben ganz anders auf einem handgefertigten Teller als auf einem maschinell gefertigtem.

Was ist Keramik?

Und wo liegen die Unterschiede zwischen Keramik, Steingut, Porzellan und Co.? Keramik bildet den Oberbegriff für alle Erzeugnisse, die aus Ton und Porzellanerde (Kaolin) hergestellt werden. Beides sind Verwitterungsprodukte verschiedener Gesteine. Unterteilt wird weiter in Grobkeramik wie beispielsweise Bauziegel oder Dachpfannen und Feinkeramik – zum Beispiel Geschirr oder Vasen.

In der Feinkeramik werden die weiteren Abstufungen dadurch bestimmt, wie fein oder porös das Ausgangsmaterial ist. Das gröbste ist einfache Irdenware, dann folgen Töpferware, Majolika, Steinzeug, Steingut und am Ende das Porzellan. Porzellan besteht aus besonders dichtem weißem Kaolin, das nach einem sehr heißen Brennvorgang fast durchscheinend ist.

Good Clay Sunshine

Die wahre Bedeutung hinter handgefertigter Keramik erschließt sich erst, wenn wir die Gesichter und die Geschichten hinter ihr kennen. Wir haben uns auf die Suche gemacht und sind dabei auf die kleine Keramikmanufaktur Good Clay Sunshine gestoßen. Hinter der Manufaktur aus Berlin stecken zwei Frauen, für die Keramik nicht nur Leidenschaft ist sondern nach und nach zur Ihrem Beruf geworden ist. Ihre Produkte fertigen und verkaufen sie in einem kleinen Studio, das sie selbst als „Freunde- und Familienbüro“ bezeichnen. Während des Studiums kamen sie das erste mal Ton in Berührung und verkaufen nach mehr als 20 Jahren inzwischen Keramik in ganz Europa. Doch nach wie vor fertigen sie jedes einzelne Stück selbst von Hand. Bis ein Teller, eine Tasse oder eine kleine Schüssel fertig ist, kann es bis zu ein paar Wochen dauern. Denn Ton ist langsam. Er wird gedreht, muss mehrere Tage trocknen und wir dann lange gebrannt. Nach dem ersten Brennvorgang wird er glasiert, muss erneut trocknen und wird dann ein zweites Mal gebrannt. Und genau diese Langsamkeit und diese Ruhe sieht man den fertigen Teilen an.

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